Emder Hafen-Umschlagsgesellschaft (EHUG)

Die EHUG verfügte für den Betrieb am Südkai (Erz- und Kohlenumschlag) über drei dieselhydraulische Lokomotiven und ein elektrisch angetriebenes Verschiebefahrzeug, mit denen die Züge über den Waggonkipper gezogen oder unter dem Verladebunker hindurch geschoben wurden. Die drei Diesellok erhielten für diesen Einsatz ein spezielles Kriechgang-Getriebe, welches Geschwindigkeiten von wenigen hundert Metern pro Stunde ermöglichte. Es soll sich die einzigen Henschel-Lok mit dieser Ausstattung gehandelt haben. Zweck dieser Einrichtung: Die Erzzüge wurden so langsam unter dem Hochbunker hindurchgeschoben, dass die Schütte geöffnet, das Erz in einen Waggon fallen und die Schütte wieder geschlossen konnte während der Zug fuhr. Das sehr energieaufwendige ständige Anfahren zum Weitersetzen um jeweils eine Waggonlänge nach jedem Befüllen konnte so entfallen. Wegen dieser Getriebe reichte auch eine Motorleistung von 360 PS, um mit den Zuggewichten fertigzuwerden.

EHUG Lok B im Einsatz
Lok B im Einsatz am 31.08.1987 (Foto: Klaus Schneider, Berlin)

Bereits kurz nach 1990 wurde die EHUG aufgelöst und die Anlagen durch das Niedersächsische Hafenamt übernommen (heute Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG). Die Verladeanlagen (Waggonkipper, Hochbunker und Förderbandstraßen) sind kurz darauf abgebrochen worden.
Die vier Loks der EHUG waren noch lange Jahre am Südkai abgestellt, die drei Henschel-Lok sind 1999 (?) verkauft worden. Im Sommer 2002 standen sie noch bei einem Händler in Schwerte abgestellt, der sie erworben hatte und für den Betrieb in einem normalen Geschwindigkeitsbereich umbauen wollte. Erst nach dem Kauf stellte sich heraus, dass die Getriebe eine solche Änderung nicht zulassen (freundliche Mitteilung von Martin Schiffmann, www.werkbahn.de). Die drei blauen Maschinen waren zumindest im September 2004 noch vorhanden (freundliche Mitteilung von Alexander Bückle vom 04.10.2006 – www.privat-bahn.de). Die beiden älteren wurden wohl 2005 verschrottet, Lok H im September 2008. Über das Schicksal der Maschine von Windhoff ist mir nichts bekannt.
Die Loks M und B sind auch bei Kademann/Messerschmidt, „Henschel Lokomotiven von 1848 bis zum Intercity“, Augsburg 1996, auf Seite 215 in ihrem Einsatzgebiet unter dem Verladebunker abgebildet.

Nr. Hersteller Fabrik-Nr. Baujahr Bemerkungen
1 Krupp, Essen 1691 1939 Bdm, 75 PS; 1970 abgestellt; 1989 als Schenkung an die MKO, Norden
2 Krupp, Essen 1692 1939 Bdm, 75 PS; 1969 verschrottet
M Henschel, Kassel 29.718 1963 D dh, Typ DH 360 mit Sondergetriebe (Kriechgang)
B Henschel, Kassel 29.719 1963 dito
H Henschel, Kassel 31.005 1966 dito
Windhoff, Rheine 130.482 1975 C, Typ RW 150 EH; Stromversorgung und Fernsteuerung über Kabel
EHUG 1
Lok 1 im Bw Emden, dahinter die ehemalige Werklok der NordFerro, Foto: Thomas Feldmann, 29.01.1990
EHUG 1
Lok 1 im Bw Emden, Foto: Thomas Feldmann, 29.01.1990
EHUG Lok B und H
Lok B (links) und H (rechts) vor dem Lokschuppen am Südkai, Foto: Thomas Feldmann, August 1996
EHUG Lok B
Lok B vor dem Lokschuppen am Südkai, Foto: Thomas Feldmann, August 1996
EHUG Lok H
Lok H vor dem Lokschuppen am Südkai, Foto: Thomas Feldmann, August 1996
EHUG Lok M und H
Lok M (links) und H. Auf diesem Bild sind gut die zusätzlichen Bleche auf den Vorbauten zu erkennen, die vor Beschädigungen durch herabfallende Erzbrocken schützen sollten. Foto: Thomas Feldmann, August 1996
EHUG Lok H, Fabrikschild
Fabrikschild von Lok H, Foto: Thomas Feldmann, Emden, August 1996
EHUG, Windhoff-Gerät
Das ferngesteuerte Verschiebegerät am Südkai, Emden, 21.09.1989

© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
letzte Änderung 08.11.2020 (erstellt 24.06.2001)