Nordseewerke, Emden

Die Werft wurde 1903 als „Nordseewerke Emder Werft und Dock AG“ gegründet und änderte in ihrer wechselvollen Geschichte mehrmals ihre Bezeichnung passend zum jeweiligen Besitzer. Am geläufigsten dürfte bis heute der Namen „Thyssen Nordseewerke“ sein, der von 1974 bis 2002 galt. Auch nach einem Verkauf (2010) und mehreren Insolvenzen lebte der Name „Nordseewerke“ zunächst noch weiter, seit Frühjahr 2019 ist er nun jedoch verschwunden. Auf dem Werftgelände gibt es mittlerweile mehrere Unternehmen, die aber über keine Werkloks mehr verfügen. Die Letzte wurde bereits 2001 abgegeben

Jung 2534/1917, Nordseewerke Emden
Fabriknummer 2.534, geliefert am 31.3.1917 an die Nordseewerke Emden (Werksfoto der Fa. Arnold Jung)

Die Nordseewerke besaßen im Laufe der Zeit wenigstens sieben Lokomotiven, die den Verschub der Waggons mit Stahl und Bauteilen auf dem Gelände besorgten. Eine Art Ausreißer bildet dabei die Dampfspeicherlok 6203, die etwa 1942 auf die Werft kam und für die ja auch – falls sie tatsächlich eingesetzt wurde – eine Dampfversorgung geschaffen werden musste.

Nr. Hersteller Fabrik-Nr. Baujahr Bemerkungen
Jung 2.534 1917 Bn2t, 120/140 PS; neu an Nordseewerke, um 1952 an Hüttenwerke Siegerland
6201 O & K 5.919 1935 Typ LD 2, Bdm, 25 PS; neu an Nordseewerke, 1952 abgegeben
6202 bzw. 2 Windhoff 429 1938 Typ LN 25s IV, Bdm, 25 PS; neu an Nordseewerke, 1959 abgegeben
6203 Jung 1.216 1911 Bfl, 80 PS; 1942 (?) von Charlottenhütte (Niederschelden ?); 1948 verschottet
6204 bzw. 1″ Windhoff 445 1939 Typ LN 80 La IV, Bdm, 56 PS; 1950 von Marinewerft Wilhelmshaven; 1974 verschrottet
6205 bzw. 3 BMAG 10.431 1934 Typ LDE 80 (wie KöII), Bdm, 88 PS; 1953 von Fa. Friedrich Rippel, Recklinghausen; 1974 verschrottet
6228 bzw. 4 Klöckner-Humboldt-Deutz 42.845 1943 Typ A4M 420 R, Bdm, 110 PS; 1973 von Volkswagenwerk Emden Lok 884 587; 2001 an MKO, Norden
Quellen: Mitteilung der Thyssen Nordseewerke GmbH vom 20.10.1997
Bahn-Expreß, Heft 5/1982
Stefan Lauscher: „Diesellokomotiven der Wehrmacht“, Freiburg 1999
Peter Große, Horst Troche: „Die Einheitskleinlokomotiven“, Freiburg 2002

Ein Foto der zuletzt orange lackierten Maschine 6228 konnte ich leider nie machen (obwohl sie oft gut sichtbar am Werkstor stand), da die Wachleute sehr auf die Einhaltung des Fotografierverbotes achteten. Die mir freundlicherweise von der Werft angefertigten Kopien von Prospekt und Zeichnungen passen übrigens nicht ganz zueinander (siehe unten). Die Ausführung des Führerhauses scheint zwischenzeitlich geändert worden zu sein, die Typenbezeichnung ist allerdings in beiden Unterlagen identisch.
Seit dem 09.11.2001 befindet sich diese letzte Werklok der Nordseewerke bei der Museumseisenbahn Küstenbahn Ostfriesland, nachdem die Werft seit Sommer des Jahres auf Anlieferungen per Bahn wegen der gestiegenen Kosten verzichtete (freundliche Mitteilung von Otto Onkes/MKO). Die Anschlussweiche von Emden Rbf aus wurde kurz darauf ausgebaut und der Bahnübergang schließlich asphaltiert.
Die Zeichnung der Lagerschalen von Lok 6228 trägt zwei Stempel „Volkswagenwerk G.m.b.H.“ (in Frakturschrift) und „Eisenbahn V. W.“ (in einfachen Druckbuchstaben), darunter das Datum 28.05.1947. Die Nordseewerke haben die Lok 1973 vom Emder Volkswagenwerk erworben.

Nordseewerke 2
Lok 6228, Übersichtszeichnung von Deutz (datiert 23.11.1940, geprüft durch die Eisenbahnbehörde 10.06.1943)
Nordseewerke Prospekt
Abbildung aus dem Werksprospekt

© Thomas Feldmann, Emden (Ostfriesland)
erstellt 24.06.2001 – letzte Änderung 30.12.2019